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Die Neckar-Wanderfahrt (15. – 21.6.25): Von Stuttgart nach Heidelberg

28.07.2025

Bericht für Plattform-X-Fans:

27 Teilnehmende, 20 Rudernde, 4 Vierer, 2 Busse, 7 PKWs, 2 Schlüsselerlebnisse (Auflösung am 6.12.), 19 Schleusen, 155 km, 25° - 32° Celsius, Sonnenschein, 6 Quartiere, Weinhänge, Industrieanlagen, zig Burgen, 2 stillgelegte KKWs

Bericht für Lesewillige/-kundige:

Anreisetag war der Sonntag. Von unserem Quartier „Neckarmühle“, wo wir drei Nächte verbrachten, ging es spätnachmittags zu Fuß nach Marbach auf die rechte Flussseite. Eine zweistündige Führung brachte uns die abwechslungsreiche Geschichte und die Sehenswürdigkeiten der „Schillerstadt“ – wobei der Dichter hier von seiner Geburt an nur vier Jahre verbrachte – näher. Interessant war auch der Stopp am Tobias-Mayer-Museum; der vielen unbekannte Astronom und Mathematiker schuf in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts einen Mondglobus von unglaublicher Präzision und leistete einen wertvollen Beitrag zur Bestimmung des Längengrades auf hoher See. Beim anschließenden Abendessen im „Ochsen“ begann für einige eine die Woche über andauernde Kostprobe von Maultaschenvariationen.

 Am Montag ging es nach Stuttgart zum Cannstatter Ruderclub, wo die Boote flott aufgeriggert und zu Wasser gelassen wurden. Ab Plochingen ist der Neckar durch Staustufen zum Großschifffahrtsweg ausgebaut, Begradigungen und Eindeichungen haben zudem dem Neckar seinen natürlichen Zustand genommen, die indogermanische Bedeutung „heftiger, schneller Fluss“ ist heute fehl am Platz. Aber dank Ulrikes niederbayerischem Charme stellten die zahlreichen Schleusen kein Problem dar, manchmal dauerte aber der Small-Talk mit den Schleusenwärtern gefühlt länger als der Schleusenvorgang. In der letzten Schleuse vor Marbach wurden wir durch  „Scotland the Brave“, intoniert von einem Dudelsackspieler auf einem Motorboot, angenehm überrascht. Die zweite Etappe nach Lauffen am Dienstag war wie der Tag vorher geprägt durch zahlreiche Weinberge, die sich z.T. in Steillagen die Muschelkalk- bzw. Buntsandsteinhänge hinaufziehen. Nach diesem landschaftlichen Höhepunkt stand bei der Rückfahrt nach Benningen noch ein kultureller auf dem Programm: Die Besichtigung der mittelalterlichen Altstadt mit sehenswerten Fachwerkhäusern von Besigheim; einige fanden aufgrund der täglich gestiegenen Temperaturen auch die Cafés  besuchenswert. Der Tag klang aus mit einem Grillabend der Wirtsleute in der Neckarmühle. Der dritte Rudertag war weitgehend „naturfrei“, passierten wir doch die sich schier endlos erstreckenden Industrie- und Hafenanlagen Heilbronns, Neckarsulms und Bad Friedrichshalls. Der Anblick der mächtig auf einem hoch über dem Neckar aufragenden Prallhang thronenden Kaiserpfalz in Bad Wimpfen ließ uns das Vorherige schnell vergessen. Und das Quartier im Kloster Bad Wimpfen, dem ehemaligen Ritterstift St. Peter im Tal aus dem 10. Jhdt., in dem nach dem Zweiten Weltkrieg die aus dem Kloster Grüssau in Niederschlesien vertriebenen Benediktiner-Mönche bis 2006 untergebracht waren – heute eine von den Maltesern betriebene Tagungsstätte mit Übernachtungsmöglichkeit – begeisterte alle, konnten wir uns doch ungestört im Kreuzgang, in der romanischen Kirche und im liebevoll angelegten Klostergarten frei bewegen. So ließen wir den Abend nach einem delikaten Essen im Hotel „Neues Tor“ im Klostergarten ausklingen, die Klosterschänke mit einer großen Getränkeauswahl zur Selbstbedienung nutzend.

Wir bedauerten am Morgen, diesen idyllischen Ort schon wieder verlassen zu müssen, auch für die Besichtigung von Bad Wimpfen blieb keine Zeit, doch wurden bereits Pläne für eine hierher führende Kulturfahrt geschmiedet. Unterbesetzt, da die PKW-Fahrer die Vehikel an den Endpunkt der längsten Etappe nach Eberbach vorzogen und erst mittags in die Boote stiegen, ging es los, dem Trost des Fahrtenleiters wegen der Länge der Strecke und der hohen Temperaturen eventuell die Tagestour zu kürzen, hatte sowieso niemand Glauben geschenkt. Die Anlegemöglichkeiten für Ruderboote sind am Neckar sehr rar – wir fanden dann doch welche für zwei längere Pausen - ,  die Landschaft wurde wieder schöner, schlängelt sich doch der Neckar in einigen Kurven durch den Odenwald. Die Burgen- und Schlösserdichte ist hier enorm – Burg Ehrenberg, Burg Guttenberg, Schloss Horneck, Burg Hornberg, Schloss Neuburg, … , um nur einige hier zu nennen, auch die zunehmende Campingplatzdichte ist ein Indikator für die sich in diesem Flussabschnitt bietenden Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten.

Der letzte Rudertag führte von Eberbach zum Endziel nach Heidelberg, eine landschaftlich wieder sehr schöne Strecke, an vielen Burgen und ansehnlichen Orten vorbeiführend, wobei wir uns kurzfristig von Baden-Württemberg nach Hessen, bei Hirschhorn befindet sich der südlichste Punkt dieses Bundeslandes, begaben. In Neckarsteinach, dem Mittagsrastpunkt, stießen wieder die Autofahrer zu uns, die ob der Parkplatzsuche und Verkehrssituation in Heidelberg einen gestressteren Eindruck als der rudernde Teil der Truppe machte. Nach den letzten beiden Schleusen erreichten wir, an der markanten Schlossruine aus dem 16. Jhdt. aus rotem Sandstein vorbeirudernd und die 1788 errichtete Fußgängerbrücke „Alte Brücke“ unterquerend, den Steg des Heidelberger Ruderklubs.

Schnell wurden die Boote auf den Hänger verladen und die Ruderinnen und Ruderer ins im Außenbezirk Heidelbergs gelegene Hotel „Leonardo“ gebracht. Mit dem Linienbus ging es abends wieder zum Bootshaus des Heidelberger Ruderklubs, wo sich im ersten Stock das Restaurant „Zum Achter“ befindet. Auf der Terrasse sitzend, ließen wir die schöne Fahrt Revue passieren, genossen den Blick auf den Neckar und die Stadt und dankten der Fahrtleitung, Hans und Karin Thumann, für die wieder einmal perfekte Organisation. Dank gebührt auch Marion und Claudia, die aufgrund ihrer nicht KI-gestützten Bootseinteilung dafür sorgten, dass alle wohlbehalten das Ziel erreichten. Auch den Bootswagenfahrerinnen und –fahrern gebührt unser Dank, die sich einige Male nach dem Rudern noch auf den Weg machen mussten, um den Hänger nachzuziehen. Einige Unverdrossene bummelten anschließend noch durch das nächtliche Heidelberg. Auf die für Samstag eigentlich vorgesehene Besichtigung des Schlossparks in Schwetzingen bzw. Heidelbergs verzichteten alle angesichts prognostizierter Temperaturen weit über 30° C und machten sich auf den Heimweg. Für die angedachte Kulturfahrt in diesen Raum gibt es bereits erste Anmeldungen.

Peter Thumann

PS: Was der Autor nicht wissen konnte:

Die Mannschaft, die im Bus 2 unterwegs war, hat sehr wohl den Abstecher nach Schwetzingen gemacht und dort den herrlichen Schloßgarten besichtigt und auf dem Heimweg sogar noch Feuchtwangen besucht, um dort (in meinem Geburtsort) im Café am Kreuzgang eine Pause bei leckeren Kuchen einzulegen - sozusagen das "Sahnehäubchen" dieser Wanderfahrt.

R. F. Dietze

 PPS: Was auch der Verfasser der Nachschrift nicht wußte:

Auch die Besatzung von Bus 1 hat sich den Besuch des Schwetzinger Schloßgartens nicht entgehen lassen, denn man lebt nicht nur für das Rudern allein; ein bißchen Kultur darf es obendrein sein.

RFD

Foto 1: Peter Thumann, Foto 18 NN, die übrigen R. F. Dietze

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Dr. Rudolf F. Dietze
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