RRK Intern

Die Wanderfahrt "Mecklenburger Seenplatte"

30.06.2017

Schon im Jahr 2007 hatte uns Jürgen Nepaschink, unser Berliner Ruderkamerad, die Schönheiten der Meckenburger Seenplatte nahegebracht. Doch inzwischen gab es etliche Neulinge im Klub, die dieses Gebiet noch nicht kannten, so daß eine Wiederholung der Tour mit leichten Variationen durchaus angebracht und für viele attraktiv war – auch für die, die damals schon dabeigewesen waren.  

Allerdings hatte Jürgen schon im Vorfeld der Planung die Organisation Peter Thumann übertragen, da er sich der Aufgabe nicht mehr gewachsen fühlte. Als die Wanderfahrt begann, lag Jürgen bereits im Hospiz; am Mittwoch, dem 14. Juni, unserem ruderfreien Tag, an dem Hans ihn in Berlin hatte besuchen wollen, kam die Nachricht, daß Jürgen am Morgen dieses Tages verstorben war. Dabei hatte er selbst an dieser Wanderfahrt noch teilnehmen wollen. So wurde diese Wanderfahrt zu einer Jürgen Nepaschink-Gedächtnisfahrt.

Die Anreise mit dem Bootswagen-Gespann, beladen mit drei Vierern und einem Einer (warum auch immer), und einigen Pkws verlief trotz Pfingstferien problemlos. Das Feriendorf am Ellbogensee mit seinen komfortablen Hütten war uns von der früheren Fahrt her bekannt, wenn auch einige Änderungen festzustellen waren. So hatte man den Schwimmsteg mit den Sonnenliegen und dem bequemen Zugang zum See durch einen Motorbootsteg ersetzt, was uns aber nicht daran hinderte, allabendlich zu baden. Ansonsten standen die Zeichen auf Expansion, nicht nur in unserem Camp, sondern auch im Ort Strasen (Wesenberg), wo ein weiteres Feriendorf geplant ist. Das gemeinsame Abendessen am Anreisetag fand im Gasthaus Zum Löwen statt, das direkt an der Strasener Schleuse liegt, die wir im Verlauf der Tour noch durchqueren sollten.

Das Wetter, das sei vorweggenommen, meinte es gut mit uns, bis auf den „Paukenschlag“ am letzten Rudertag und einem Tag mit heftigem Gegenwind und entsprechend hohen Wellen, die aber zu meistern waren. Abschnitte, die kritisch hätten werden können, hat Peter durch kurzfristig angesagte Änderungen in der Fahrtroute geschickt umgangen. Änderungen gab es auch, wenn am vorgesehenen Etappenziel die Lagerung der Boote nicht erwünscht oder nicht möglich war. So z. B. gleich am ersten Rudertag, der vom Ellbogensee durch den Großen Priepertsee über die Havel zur Schleuse Wesenberg führte, wo wir beim Fischer in der Bucht vom Woblitzsee einkehren konnten. Nahe dem nördlichen Ende des Sees gelangten wir über die Havel in den Großen Labussee, wo wir aber – abweichend vom Programm – nicht nach Zwenzow ruderten, sondern – weil dort die Ablage der Boote nicht möglich war – zum Familienpark Wesenberg im Kleinen Labussee, wo wir leider außerhalb der Öffnungszeit des Restaurants eintrafen. Dafür nutzten wir die Einkaufsmöglichkeiten im Ort, ehe wir mit den bereitgestellten Fahrzeugen ins Quartier zurückkehrten.

Der nächste Tag sollte etwas strapaziöser werden, weil es trüb und windig war, so daß schon die Rückfahrt durch den Labussee zur ersten Bewährungsprobe wurde. Es sollte aber noch heftiger kommen, als wir von der Havel wieder auf den Woblitzsee hinausfuhren, den wir an der engsten Stelle querten, um dann am am Ostufer zur Wesenberger Schleuse zu rudern. Hier machten uns Wind und Wellen sehr zu schaffen, so daß wir froh waren durch die Schleuse in die Obere Havel-Wasserstraße einfahren zu können. An deren Ende winkte uns am unteren Ende des Drewensees die Fischerei von Ahrensberg mit der in Norddeutschland einzigartigen Hausbrücke, wo wir rasteten, ehe wir uns wieder in Richtung Ellbogensee auf den Weg machten. Wieder ging es durch einen Abschnitt der Oberen Havel-Wasserstraße zum Wangnitzsee, den wir aber gleich wieder verließen, um in den Großen Priepertsee einzubiegen. Als wir diesen der Länge nach durchquert hatten und in den Ellbogensee eingebogen waren, hätte eigentlich Freude aufkommen müssen; stattdessen erfaßte uns so starker Gegenwind, daß von Stallgeruch keine Rede sein konnte. Auf diesen eineinhalb Kilometern wurde uns noch einmal alles abverlangt. Der einzige Trost: Wir waren von Regen verschont geblieben und am Abend winkte ein Sektempfang im Quartier, wo Ruprechts ihren 43. Hochzeitstag feierten. Einen ähnlichen Empfang gab es auch am nächsten Tag anläßlich des Geburtstages von Hans.

Am dritten Tag sah das Wetter wenig einladend aus, so daß einige dafür plädierten, den morgigen Ruhe- oder Kulturtag vorzuziehen. Doch dieser Vorschlag wurde abgelehnt; lediglich die Strecke wurde neu bestimmt. Es sollte durch den Kleinen Pälitzsee zum Tietzowsee gehen, aber selbst daraus wurde nichts. Zunächst mußte die Strasener Schleuse überwunden werden,  bei dem hohen Aufkommen von Jachten und Motorbooten ein Geduldsspiel, das wir nicht wiederholen wollten. Schon da reifte der Entschluß, die Boote am Abend außerhalb der Schleuse abzulegen, was bei dem Kanu-Verleih vis-à-vis vom Löwen möglich war. Die Tour führte bei doch recht schönem Wetter zunächst durch den Kleinen Pälitzsee. Um zum Tietzowsee zu gelangen, hätten wir den Hüttenkanal nehmen und eine zweite Schleuse überwinden müssen, die uns auch bei der Rückfahrt wieder Zeit gekostet hätte. Also verwarf man diesen Plan und entschied sich für eine Mittagsrast in Kleinzerlang, wo ein Kiosk und ein Landgasthof zur Einkehr einluden – jedem das Seine. Von dort ging es auf selbem Weg zurück nach Strasen.

Mittwoch, den ruderfreien Tag, nutzte jeder auf seine Weise. Peter hatte sich über die Sehenswürdigkeiten der Region schlau gemacht. Renner war wohl eine Bahnfahrt von Fürstenberg nach Berlin, an der sich fünf Personen kostengünstig beteiligen konnten. Andere liehen sich Räder und strampelten los. Der Bootswagen fuhr zum Großen Stechlinsee, dem Theodor Fontane mit seinem Roman zu größerer Bekanntheit verholfen hat und anschließend nach Rheinsberg (in Brandenburg), wo Schloß und Schloßpark lockten und man auf Tucholskys Spuren wandeln konnte.   

Am Donnerstag, dem bisher schönsten Tag ging es von Strasen durch den Kleinen Pälitzsee zum Canower See und durch die Schleuse Canow in den Labussee, weiter durch die Diemitzer Schleuse, die wir durch Umtragen umgingen, in den Vilzsee zur Fleether Mühle, wo ein Gasthaus zur Mittagsrast lud. Um nach Mirow, unserem Etappenziel, zu gelangen, mußten am Nachmittag der Mössensee und der Zotzensee durchquert werden, ehe es durch eine enge Wasserstraße zur Mirower Schleuse ging. Mirow, die Geburtsstadt der britischen Königin Sophie Charlotte, mit seinem barocken Schloß, dem englischen Park und der Liebesinsel mit dem Grabmal des letzten Großherzogs von Mecklenburg-Strelitz, Adolf Friedrich VI., ist eines der Highlights der Region. Beim Mirower Ruderverein konnten wir die Boote ablegen und die Rückfahrt zum Ellbogensee antreten.

Am Freitag, dem letzten Rudertag, stand uns die landschaftlich schönste Etappe von Mirow zur Bolter Mühle bevor. Allerdings verhieß der Wetterbericht nichts Gutes. Schon Mittag sei Regen zu erwarten, ab 15 Uhr dann anhaltender Regen. Man hätte die Tour entsprechend kürzen und in Zietlitz am nördlichen Ende des Leppinsees umdrehen können. Doch die Fahrtleitung hielt am Wendepunkt Bolter Mühle fest. So ruderten wir an den bunten Bootshäusern am Mirower See entlang und durch die sogenannte Alte Fahrt  nach Granitz, wo wir bei einer früheren Tour unsere Zelte aufgeschlagen hatten, vorbei am Granzower Möschen, durch das Seerosenparadies zwischen Kleinem und Großem Kotzower See bis in den Leppinsee, wo man bei einer Paddler-Station hätte anlegen und wenden können. Mag sein, daß die Fahrtleitung dem Wetterglück von Rudolf inzwischen mehr vertraute als den Wetter-Apps, jedenfalls wurde die Tour fortgesetzt durch den Woterfitzsee und die Alte Fahrt in den Caarpsee und weiter bis zur Bolter Mühle, wo man beim Fischer einkehrte. Kaum hatte man sich dort eingerichtet, fielen die ersten Regentropfen, doch der Regen endete, als die Boote die Rückfahrt antraten.

Das Boot der Fahrtleitung startete zuerst, gelangte durch die Wasserstraße in den Caarpsee, als sich plötzlich die Schleusen des Himmels öffneten und der Wind die Wogen aufpeitschte. Auf dem See gab es kein Entkommen und so blieb uns nur, so schnell wie möglich in den Kanal zwischen Caarpsee und Woterfitzsee zu rudern, wo wir unter den Bäumen etwas geschützter waren. Aber der Regen wurde noch stärker und Blitz und Donner kamen dazu. Der Spuk endete so überraschend wie er begonnen hatte, so daß wir den Woterfitzsee überqueren und die Paddler-Station bei Zietlitz ansteuern konnten, wo wir in trockene Ruderkleidung wechseln wollten. Während wir damit beschäftigt waren, zogen die beiden anderen Boote vorbei, machten aber keine Anstalten, es uns gleichzutun.

Als wir erneut in See stechen wollten um die ca. acht Kilometer bis Mirow hinter uns zu bringen, hatte sich eine schwarz-blaue Wolke über uns geschoben, die nichts Gutes verhieß. Da es sich bisher um kurze, wenn auch heftige Schauer gehandelt hatte, beschloß die Crew, diese Wolke im sicheren Hafen abzuwarten, weil es auf der ganzen Strecke bis Mirow keine Möglichkeit geben würde, vom Wasser zu kommen.  Eine kluge Entscheidung! Denn kaum hatten wir unser Boot an Land gezogen, brach ein Platzregen mit Blitz und Donner los, der die beiden weitergefahrenen Boote bis zum Ziel begleitet haben dürfte. Wir konnten uns inzwischen umziehen und stärken, zogen, als es gar nicht nachlassen wollte, sogar in Betracht, unser Boot hier abzuriggern und uns abholen zu lassen, denn bei solchen Wetterbedingungen mutwillig aufs Wasser zu gehen, hätte an Fahrlässigkeit gegrenzt. Nach ca. 45 Minuten war der Spuk vorbei. Wir konnten ablegen und ein zweites Mal bei Sonnenschein durch den landschaftlich schönsten Abschnitt der Rudertour fahren und sie so beenden. Helfende Hände empfingen uns in Mirow. Als letztes war unser Boot schnell abgeriggert und verladen. Die Heimfahrt nach Strasen konnte termingerecht angetreten werden, denn es stand ein gemeinsames Abendessen im Büffelhof von Strasen/Wesenberg bevor, das als kulinarischer Höhepunkt der Tour bezeichnet werden kann. Die Crew bedankte sich bei Peter Thumann, der für Jürgen als Fahrtleiter eingesprungen war. Er seinerseits bedankte sich bei dem Wettermaskottchen Rudolf für den Vorschlag, die schwarz-blaue Wolke über dem Leppinsee vorbeiziehen zu lassen.

Rudolf F. Dietze

 

Rudern im Seerosen-Paradies bei Mirow (Foto: R. F. Dietze)

Kontakt

Du hast Fragen zu unseren News oder generellen Pressethemen? Ich helfe dir gerne weiter:

Dr. Rudolf F. Dietze
Presse
presse@dont-want-spamregensburger-ruderklub.de