Die Main-Wanderfahrt von Schweinfurt nach Ochsenfurt (19. – 21. Sept.)
Der Main ist nicht nur für Wein-Liebhaber attraktiv; auch auf Ruderer und Ruderinnen übt er eine große Anziehungskraft aus, so daß verschiedene Streckenabschnitte immer wieder im Jahresprogramm der Wanderruderer des RRK auftauchen. 31 Personen hatten sich in die Teilnehmerliste eingetragen, von denen vier in letzter Minute absagen mußten, so daß eine Crew von 27 Personen übrigblieb, für die am Donnerstag vor dem Wochenende fünf Vierer mit Steuermann verladen werden mußten. Mit zwei Bussen (dem Klubbus und einem geliehenen Bus) und etlichen Pkws, ging es am Freitagnachmittag los in Richtung Schweinfurt, wo die Boote beim Schweinfurther Ruderverein „Franken“ von 1882 abgelegt und fahrbereit gemacht wurden, ehe man das Quartier in Hörblach/Schwarzach ansteuerte, wo die Crew auf zwei Häuser verteilt logierte. Davor mußte Günter Mertens, der Hans beim Fahren des Bootswagens mit dem Hänger assistierte, zum Bahnhof gebracht werden, da er sich nicht fit genug fühlte, an der Wanderfahrt teilzunehmen und per Bahn nach Regensburg zurückkehrte.
Schon vor der Abfahrt von Schweinfurt nach Schwarzach gab es wieder eines der in letzter Zeit Mode gewordenen „Schlüsselerlebnisse“: Marion, die uns kompetent chauffiert hatte, eröffnete uns, daß der Autoschlüssel, den sie meinte, auf dem Sitz liegengelassen zu haben, verschwunden sei, sie ihn wohl irgendwo auf dem Gelände verloren haben mußte. Halbherzig suchten wir das Gelände um den Bus ab, während Marion – einer Eingebung folgend – ihre Handtasche auf den Kopf stellte. Und siehe da, sie hatte den Schlüssel sicher verwahrt, sich in der ersten Panik aber nicht mehr daran erinnern können. So konnten wir die Fahrt zum Quartier in Hörblach antreten, wo ich als Einziger beim Gasthof Schwarzes Roß abgesetzt wurde, denn alle anderen Passagiere waren der Pension Riegel zugeteilt worden, die ca. 600 m entfernt lag. Nur beim Abendessen am Freitag und Samstag kam die gesamte Crew im Gasthof Schwarzes Roß zusammen.
Die Etappe Schweinfurt - Schwarzach
Im Vorfeld der Wanderfahrt war das Wetter alles andere als vielversprechend gewesen, doch am Samstag begann die Tour bei idealen Ruderbedingungen unter wolkenlos blauem Himmel. Zu überwinden waren auf der 34 km langen Strecke vier Schleusen, die erste davon noch im Stadtbereich von Schweinfurt. Ortschaften waren kaum zu sehen, dafür das Atomkraftwerk Grafenrheinfeld. Pausieren konnten wir erst nach 22 km, wobei sich die Boote verschiedene Anlegestellen unterhalb der Fähre von Fahr suchten.
Den Alten Main, der inzwischen seicht und kaum beruderbar sein soll, ließen wir links liegen und wählten den geraden Mainkanal, der uns nach einer weiteren Schleusung zum Campingplatz „Mainblick“ in Schwarzach führte, wo wir die Boote ablegen konnten, dann aber 1,6 km zu unserem Quartier in Hörblach laufen mußten, so daß wir verspätet zum Abendessen kamen. Doch die erste Etappe der Main-Wanderfahrt war bei idealen Bedingungen geschafft.
Eingedenk der Hektik am Ende einer Wanderfahrt, bedankten sich die Teilnehmenden noch am selben Abend mit einem Geschenk aus der Region bei Hans und Karin für die perfekte Organisation der Wanderfahrt. Zusätzlich wurden Spenden für einen neuen Gig-Vierer zugesagt.
Von Schwarzach nach Ochsenfurt
Aus Sicht des Verfassers dieser Zeilen war der Sonntag ein besonderer Tag, denn es war mein 81. Geburtstag, der damit begann, daß ich eine Schachtel Pralinen mit einer brennenden Kerze an meinem Platz am Frühstückstisch fand und die Glückwünsche meiner Ruderkameraden und -kameradinnen entgegennehmen durfte. Zudem bekam ich das Angebot, mein Gepäck in einen Pkw zu laden, der uns die 1,6 km zu dem Campingplatz brachte, die wir am Vortag zu Fuß hatten zurücklegen müssen. Doch ehe ich mein Gepäck für die Heimfahrt in dem richtigen Bus verstauen konnte, umringte mich die Busbesatzung, überreichte mir ein Geschenk und brachte mir ein Ständchen und die herzlichsten Glückwünsche dar.
Das Einsetzen der Boote erwies sich als kompliziert und zweitraubend, weil nur ein kurzer Steg zur Verfügung stand, von dem man zwar in das jeweilige Boot gelangen konnte, dann aber einzeln durch das Boot auf die entsprechenden Sitze klettern mußte.
Auch an diesem Tag meinte es das Wetter gut mit uns, auch wenn der Himmel bedeckt war. Wir waren eh nicht auf Sonnenschein, sondern auf gutes Ruderwetter bedacht. Schöne Stadtansichten boten sich in Kitzingen, wo Hans, der den Bootswagen samt Hänger nach Ochsenfurt gefahren hatte, zustieg; Sulzfeld, wo wir eine regelrechte Anlegestelle für die Mittagspause vorfanden, und Marktbreit.
In Kitzingen hatte der Autor sein Schlüsselerlebnis, war er doch beim Aufsuchen der Toiletten im Kitzinger Bootshaus versehentlich eingeschlossen worden. Zwar konnte er die Bootshalle verlassen, befand sich aber immer noch auf dem von einer Mauer umringten Grundstück. Zum Glück lehnte ein großer Anker von außen an der Mauer, über den der Ausbruch und Abstieg erfolgen konnte.
An Ochsenfurt, unserem Zielort, mußten wir vorbeirudern, weil wir beim Ochsenfurter Ruderverein am westlichen Ortsende anlegen mußten. Dort war eigentlich ein kleiner Umtrunk vorgesehen, doch da die Pkw-fahrer mit einem Bus nach Schwarzach zurückgebracht werden mußten, wo sie ihre Fahrzeuge zurückgelassen hatten, und die übrige Mannschaft mit dem Abriggern und Verladen der Boote beschäftigt war, zerschlug sich dieses Vorhaben und man trat nach getaner Arbeit die Heimreise an. Der Umtrunk wurde anderntags beim Abladen und Aufriggern der Boote nachgeholt.
Text und Fotos: R. F. Dietze, Walter Widholm u. a.